Die Moraltante

Die Moraltante

 

Du hast dir fest vorgenommen auszumisten, dir Zeit freigeschaufelt und einen Termin mit dir vereinbart, hast alles vorbereitet, die Müllsäcke und Kartons liegen bereit. Du legst los und dann kommen dir am laufenden Band Sprüche wie diese in den Sinn:

 

Das ist doch noch gut!
Das kann man doch noch gebrauchen!
Vielleicht brauche ich das ja noch mal!?
Was, wenn ich das jetzt wegwerfe und dann noch mal nachkaufen muss?!
Ich will nicht verschwenderisch sein!
Andere wären froh, wenn sie das hätten!

 

Dahin ist der schöne Schwung, du wirst unsicher, kommst nicht weiter und möchtest im schlimmsten Fall alles hinschmeißen.

Was steckt hinter diesen Gedanken, die einem ganz schön im Weg herumstehen können, das Ausmisten blockieren und selbst erst einmal ausgemistet werden wollen? Hast du eine Ahnung?

Vielleicht ist ja deine Moraltante unbemerkt zu Besuch gekommen, hat es sich auf deinem Sofa gemütlich gemacht, quasselt ununterbrochen, verbreitet ihre altbekannten Sprüche in Dauerschleife und macht überhaupt keine Anstalten zu gehen. Wenn das der Fall ist, halte inne und befasse dich ein wenig mit ihr. Denn das Ausmisten bringt ja in diesem Moment eh nichts; du wirst nur abgelenkt. Aber bitte biete ihr keinen Kaffee an, dann bleibt sie ja noch länger! Sage ihr, dass du es zu schätzen weißt, dass sie sich so sorgt, dass du aber ab jetzt alleine weitermachen wirst und komplimentiere sie höflich und bestimmt zur Tür hinaus. Und bleibe standhaft, wenn sie wieder anklopft und Einlass begehrt. Auch wenn sie es durch die Hintertüre versucht! Sie kann sehr hartnäckig sein! Höre nicht auf sie! Mache dir stattdessen nochmal genau klar, warum du ausmisten möchtest und was dein Ziel ist. Behalte das im Auge. Es geht nicht um Moral, sondern einfach darum, ob du die Dinge benutzt, die sich bei dir aufhalten, ob du sie magst, ob du genug Platz für sie hast und sie ihren Platz haben. Wenn ja, schön. Wenn nein, können sie weiterziehen. Eigentlich ganz einfach.

Denn was ist schon dabei, wenn man mal verschwenderisch ist? Wenn man mal etwas wegwirft, was man dann noch einmal nachkaufen muss? Wenn man auch im Eifer des Gefechts etwas weitergibt, das man später doch noch gerne behalten hätte?  Ich rede hier natürlich nicht von wichtigen Dokumenten, vielmehr von Haushaltsgegenständen, Büchern, Kleidung, uralten (Liebes-)Briefen und dergleichen. Du wirst immer eine Lösung finden und klarkommen. Und vielleicht ergeben sich gerade so noch viel bessere Alternativen. Vertraue dir!